KIAI - Der Kampfschrei
 


Der <<<KIAI>>> hat im Karatedo einen besonderen Stellenwert, da er für die nötige dynamische Intensität mitverantwortlich ist.

Die Samurai nutzten den Kiai, um ihren Schnitt-Schlägen mit ihrem Katana oder Iaito (Schwert-Varianten), die nötige Intensität zu übermitteln. Für den Samurai war sein eigenes Katana, die Seele von ihm selbst. Er verehrte und respektierte sein Katana wie eine Reliquie, und gab es selten freiwillig, oder nur sehr widerwillig aus der Hand. Er pflegte und hegte es wie einen Teil seines Körpers, ein Stück seiner Persönlichkeit, seines Ich's. Aus diesem Grund konnte er auch so meisterhaft mit seinem Katana umgehn, da er es auch wie einen Körperteil benutzte. Er übte den Umgang mit seinem Katana gleichermassen, wie das tägliche Laufen, Essen oder Atmen. Da das Üben oft sehr anstrengend war, passte er seine Atem-Technik (Gokyu) seinen Bewegungen optimal an. Bei sehr dynamischen Atacken presste er die Luft sehr impulsiv aus seinem Körper heraus, in absoluter Harmonie mit dem Hieb seines Katana. Auf dem Schlachtfeld praktizierte der Samurai auch zur Unterstützung seiner Abwehr-Techniken den harmonischen energischen Luftausstoss, den <<<KIAI>>> .

KI = Energie + AI = Harmonie > KIAI

Das Karate resp. Karatedo entwickelte sich zu einer Zeit, als das Waffentragen strengstens verboten war, mit Ausnahme der Samurai und der Staats-Diener. Die Regentschaft der Fürsten und dessen Samurai war gnadenlos, und diejenigen, die sich zur Wehr setzen wollten, mussten heimlich in abgelegenen, meist geheimen Dojo ihr Karate praktizieren. Wurde man erwischt, wurde man Hingerichtet, sofort und ohne Skrupel. Sich dessen bewusst, praktizierten die Karate-Ka dieser Zeit, vorwiegend Techniken, um die Samurai auf jede erdenkliche Art und Weise zu besiegen. Um gegen einen Samurai bestehen zu können, musste man sich dessen technisches Wissen aneignen, und die Schwachstellen heraus finden. Bald merkte man, dass im richtigen Moment ausgeführt, die Wirksamkeit des Kiai enorm war. Auch um den psychischen Effekt wurde man sich bald bewusst, denn man merkte, dass im Moment des Kiai, der Gegner völlig perplex, und für einen kurzen Augenblick gelähmt oder unkonzentriert ist.

Bei den Anfängern kann man immer wieder beobachten, dass sie den Kiai erst nach der Technik tätigen. Das wird durch die Verkrampfung wärend der Ausführung der Technik verursacht, da die gestaute Luft erst nach dem Schlag beim entspannen austreten kann. Dieser Kiai ist dann meistens auch noch mit den Stimmbändern geschrien.

Ein richtig ausgeführter Kiai hat eigentlich gar nichts mit schreien zu tun, obwohl man ihn als Kampf-Schrei bezeichnet. Durch das explosive Luftrauspressen, erzeugt die Geschwindigkeit der Luft eher einen brüllenden Klang, bei geöffnetem Kehlkopf.

Da der Karatedo-Ka vorwiegend in der unteren Hälfte der Lungen atmet, kann er mit Hilfe des Hara, des Tanden (Körper-Zentrum) und der Bauchmuskulatur die Luft in seinen Lungen stärker komprimieren. Dies hat zur Folge, dass die Kiai-Luft um ein vielfaches stärker Austritt, als bei einem untrainierten Anfänger. Durch das blitzartige öffnen des Kehlkopfes, und dem reflexartigen, explosiven pressen des Hara, wird die effiziente Dynamik der Luft förmlich aus dem Körper katapultiert. Aus mentaler Sichtweise, sogar direkt mit der Karate-Technik in den Körper des Gegners hinein, weswegen man den Karatedo-Techniken auch so fatale Zerstörungskraft zuspricht.

Der <<<KIAI>>> beginnt zusammen mit dem Start der Karate-Technik, und endet unmittelbar nach dem Aufprall, unmittelbar vor der Entspannung, auch sollte er nicht länger als eine halbe Sekunde dauern !

 
Jamy-Sensei